Mit etwas Abstand hier der Rennbericht von Thomas zur Skoda Velotour im Rahmen des Radklassikers „Eschborn-Frankfurt“.
Schlechte Voraussetzungen
Bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt machte ich mich gegen 5 Uhr auf den Weg nach Frankfurt. Eigentlich sollte meine Motivation groß sein. Handelt es sich doch um meine Lieblingsrennen, bei dem ich mich bisher jährlich steigern konnte und meine bisher besten Ergebnisse eingefahren habe. Allerdings muss ich mir schon vor dem Start eingestehen körperlich nicht auf dem Höhepunkt zu sein. In der Woche vor dem Rennen hatte es mich mit, glücklicherweise kurzer, Erkrankung niedergestreckt. Im Startblock angekommen kann ich dies eine Weile ausblenden. Frühzeitig hatte ich mich eingefunden und stand auch ganz vorne im Block. Diese Voraussetzungen waren also nicht die schlechtesten. Mit einer Wartezeit von fast 45 Minuten war ich allerdings bei nunmehr 7 Grad völlig durchgefroren. Der am heutigen Tag extreme Wind macht es nicht besser. Auch die anderen Fahrer zittern am ganzen Körper. Jeder ersehnt den Startschuss herbei.
Obacht in Mainhatten
Endlich geht es los. Die Neutralisation ist für ein erneutes warmfahren leider zu kurz. Also mit kalten Beinen und Geschwindigkeiten um die 50 km/h in Richtung Frankfurt. Jeder Atemzug eine Qual. Die kalte Luft brennt in den Lungenflügeln wie hochprozentiges in der Speiseröhre. Dann hinein in den Großstadtdschungel. Ab jetzt höchste Konzentration. Neben einer Reihe von engen Kurven kommen wir auch immer wieder an gefährlichen Engstellen vorbei. Das überqueren von Straßenbahngleisen wird erschwert durch herumrollende Trinkflaschen. Die quer über die Straße rollenden Trinkflaschen liebe ich besonders. Da kommt immer dieses „Mario Kart Panzer Gefühl“ auf. Nur kann man nicht wissen, ob es sich um einen grünen oder roten handelt. Bisher hatte ich immer Glück und konnte ausweichen. Müssen also auch dieses Mal nur die grünen gewesen sein. Ungeschadet geht es also durch Mainhatten. Allerdings haben die vielen Sprints aus den Kurven heraus dieses Jahr viel Kraft gekostet. Ich versuche den Anschluss zu halten, werde aber bis nach Bad Homburg langsam durchgereicht. Mit Kohlenhydratzufuhr der Versuch neue Kräfte zu tanken.
Streckenteilung in Oberursel
Bis zur Streckenteilung in Oberursel wird taktiert. Führungsarbeit möchte niemand mehr so richtig leisten. Mich stört es heute nicht so sehr, denn die Tempoverschleppung tut mir ganz gut und ich kann neue Kräfte tanken. In Oberursel biege ich links ab in Richtung Ziel. Die meisten aus meiner Gruppe fahren die Langstrecken und sind mir somit fortan keine Hilfe mehr. Nach kurzer Regeneration fühle ich mich nun ganz gut und nehme das Tempo wieder auf. Das Einholen einiger Fahrer motiviert zusätzlich. Kurz vor Schluss hat sich auch wieder eine kleine Gruppe, u.a. mit Fahrern der einschlägig bekannten Teams aus dem German-Cycling-Cup, gebildet. Leistungsmäßig also kein schlechtes Umfeld. Die letzten Kilometer vor dem Zieleinlauf will wieder niemand die Führungsarbeit übernehmen. Wir versuchen zu rotieren. Ich fasse mir ein Herz und versuche das Tempo hoch zu halten. Dies gelingt auch ganz gut. Beim Rausrotieren stelle ich wieder eine Verschleppung fest. Daher wieder vorne einreihen. Nun geht es rechts ab in die Zielgerade. Der erste eröffnet den Sprint bei der 500 Meter Marke. Davon lässt sich jedoch niemand beeindrucken und wir ziehen unser Tempo weiter an. Gute 200 Meter vor dem Ziel wird es dann ernster. Ich bleibe im Windschatten und setze erst spät an. Beim Sprint um die goldene Ananas springt somit immerhin noch Platz 2 heraus. Gut für das Ego, mehr nicht.
Am Ende listet man meinen Namen auf Platz 44 von 835 in der Gesamtwertung (15. Altersklasse). Enttäuschung macht sich breit, stand doch im Jahr 2017 noch Platz 25 (4. AK) zu Buche. Insgeheim hatte ich sogar auf die erste Podestplatzierung geschielt. Ein Lächeln kann ich mir später trotzdem nicht verkneifen. Erik Zabel und Marcel Kittel sei Dank…