Angekommen in Bedoin widmen wir uns dem 2. Frühstück. Es ist 8:15 Uhr und im Foody Cafe werden wir freundlich empfangen. Der Stempel ist auf der Karte, die Trinkflaschen sind wieder gefüllt. Bei Kaffee und lokalen Köstlichkeiten entspannen wir anschließend noch ein wenig. Doch auch die schönste Pause ist irgendwann vorbei.
Also auf geht’s. Uns erwartet einer der legendärsten Anstiege der Tour de France. Man hat schon viel über diese Route gelesen, was mental nicht unbedingt von Vorteil ist. Nun erst einmal die Beine wieder in Schwung bringen. Dies gelingt Dilli und Schmale auf Anhieb. Bereits im unteren Teil pedalieren beide gut drauf los und hängen sich an andere Fahrer dran. Schinger lässt beide ziehen.
Es wird warm heute. Die Kraft der Sonne ist im ersten Teil der Auffahrt deutlich zu spüren. Nach ca. 5,5 Kilometern geht es in den Wald. Die Bäume spenden Schatten und dies nehmen wir freudig zur Kenntnis. Allerdings fängt der Spaß nun erst richtig an. Es wird steil. Sehr steil… Bis zum Chalet Reynard schrauben wir uns gute 9 Kilometer lang mit einer durchschnittlichen Steigung von 9% den Berg hinauf. Selten flacht es ab. An einigen Stellen beträgt die Steigung kurzzeitig mit bis zu 15% deutlich mehr. Schinger hat den Anschluss zu Dilli und Schmale schon lange verloren. Es ist abgesprochen sich am Chalet Reynard wieder zu treffen. Denn dort erwartet uns der Vierte im Bunde! Wie war das mit der Gruppendynamik…? Schmolli hat sich kurzfristig entschieden die Auffahrt von Sault als Trainingseinheit für seinen großen Traum „Alp d’Huez“ zu nutzen. Im Angesicht seines Trainingszustandes zitieren wir an dieser Stelle passenderweise Tom Simpson: „Was einen guten Fahrer ausmacht, ist die Fähigkeit, sich selbst in Grund und Boden zu fahren.“
Während Schinger sich im bewaldeten Abschnitt noch ein Schneckenrennen mit einigen Läufern liefert, treffen Dilli, Schmale und Schmolli fast zeitgleich am Chalet Reynard ein. Nach kurzer telefonischer Absprache werden die drei alleine in Richtung ‚Sommet‘ aufbrechen. Schinger liegt fast 4 Kilometer zurück.
Ab dem Chalet Reynard erwartet uns wieder die charakteristische Mondlandschaft. Die Sonne knallt nun ordentlich in den Hang, welcher sich während der zweiten Auffahrt noch steiler anfühlt. Der Schweiß sammelt sich auf dem Oberrohr. Es ist absolut empfehlenswert am Chalet die Trinkflaschen zu füllen. Glücklicherweise bleiben wir vom berüchtigten Mistral verschont. Während sich Schinger noch im Schlussanstieg befindet, haben sich die anderen Jungs zum Mittagessen im Gipfelrestaurant „Vendran“ eingefunden. Das Restaurant befindet sich direkt unter dem Funkturm. Einer hat sich das Mittagessen besonders verdient. Schmolli! Hat er doch erst am Vorabend entschieden den Berg überhaupt unter die Räder zu nehmen. Als Schinger eintrifft werden gerade die Speisen serviert. Schinger entscheidet sich mit Blick auf die Uhr gegen eine Mahlzeit.
Nach erfolgter Nahrungsaufnahme fahren wir für das obligatorische Foto die letzten Meter gemeinsam hoch. Hier bietet sich uns im Vergleich zum frühen Morgen ein völlig anderes Bild. Es ähnelt auf einmal einem Marktplatz. Menschen tummeln sich um das Gipfelschild, an eigens errichteten Ständen bringen Verkäufer Süßigkeiten unter die Touristen.
Es ist 12:15 Uhr und wir befinden uns mitten in der Rush-Hour.
Einen Vergleich mit den Bestzeiten von Nairo ‚Naironman‘ Quintana oder Marco Pantani ziehen wir an dieser Stelle übrigens nicht.
To be continued…